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Mein nächster Interviewgast ist Jörn Hendrik Ast – ein echter Craftsman für New Work. Er beschäftigt sich seit über einem Jahrzehnt mit der Zukunft der Arbeit, Arbeit 4.0 oder nennen wir es New Work. Er ist in Organisationen und Konzernen mit unterschiedlichsten Workshop-Formaten und schult dort Mitarbeiter*innen und Führungskräfte. Er ist an Universitäten und coached Studierende. Er begleitet Menschen in die Selbstständigkeit oder von der Selbständigkeit wieder zurück in die Festanstellung und in die Berufung, die sie wirklich glücklich macht. All sein Wissen hat er in seinem Arbeitsbuch „New Work Hereos“ zusammengefasst und nach vielen Jahren des Solopreneurs schließlich eine GmbH gegründet – die New Work Hereos GmbH. Dort findest Du Tests, mit denen Du herausfinden kannst, welcher Karrieretyp Du bist und welcher Job oder welche Selbstständigkeit zu Dir passt.
Shownotes
Jörn Hendrik Ast https://joernhendrikast.de/speakerprofil
New Work Hereos https://newworkhero.es
Buch: Frederic Laloux, „Reinvention Organisations“
Transcript
Anne Grabs: Lieber Jörn Hendrik, wie schön dass wir heute hier miteinander sprechen. Du bist Autor, Designer, Thinker, Karriere Coach, Moderator, Raumausstatter, Solopreneur, Scrum-Master, Geschäftsführer der New Work GmbH – Du bist also ein wirklicher Craftsman für New Work und beschäftigst Dich seit über 12 Jahren mit diesem Thema. Was davon ist Deine Lieblingsrolle?
Jörn Hendrik Ast: Raumausstatter, Stoffe nähen und Kissen nähen. Ja, auch ein wenig tatsächlich. Das habe ich gerade wieder entdeckt und mache es in der Freizeit zur Entspannung.
Eine schöne Rolle ist tatsächlich Moderation. Ich mag es total gerne mit Gruppen von tollen Unternehmen oder mit motivierten Studenten oder aufgeweckte Startups richtig geile Workshop-Formate zu moderieren, wo wir richtig geniale Produkte und Services entwickeln oder Erkenntnisse gewinnen oder Teambuilding machen oder Jahrespläne schmieden. Das ist schon eine ganz tolle Rolle.
Anne Grabs: Du warst ein Jahrzehnt im Vertrieb. Bist du schon immer selbstständig oder war das in Festanstellung? Wie lange warst Du fest angestellt und seit wann bist du selbständig oder Unternehmer?
Jörn Hendrik Ast: Ich war immer wieder mal selbständig. Nach dem Abitur bin ich direkt in die Raumausstatter-Lehre gegangen, weil meine Eltern ein eigenes Geschäft in Hamburg hatten. Ich habe einfach gelernt, um mit einzusteigen. Dann bin ich in den Vertrieb gegangen – selbständig – und dann irgendwann aus diesem selbstständigen Vertrieb in den Festangestellten. Das war doch noch so eine Station. Dann habe ich mich endgültig selbständig gemacht. Ich war immer irgendwie selbständig und freidenkend unterwegs und kreierend.
Anne Grabs: Ich erinnere mich, dass du einmal gesagt hast, du seist Feminist. Kannst Du dazu noch etwas sagen?
Jörn Hendrik Ast: Ja, #men4equality steht in meinem Twitter-Profil. Ich habe einmal mit Robert Franken hier in Berlin auf einer 12min.me Vortragsreihe gesprochen. Damals war er CEO bei Chefkoch.de, heute ist er Berater. Er sprach damals über Feminismus und darüber, dass Männer mehr Feministen sein sollten. Ich habe immer gesagt: “Ich weiß nicht, ob ich das brauche, das ist so ein Label, dann bin ich lieber Humanist.”. Und er sagte “Nee, Quatsch. Auch das Private ist politisch. Wir müssen uns engagieren. In einer ungleichen Welt müssen wir uns dafür einsetzen.” Und er hat recht. Durch meine Arbeit im Bereich New Work und durch meine Arbeit im Bereich Karriere-Coaching mit 70 % Frauen auf meiner Plattform habe ich einfach gesehen, dass es unfair ist. Es gibt einen riesigen Gender Pay Gap und Frauen haben es schwerer als Männer und das kann nicht sein. Männer in Deutschland gerade – also wir sind ein sehr sexistisches und ein sehr ungleiches Land – beherrschen diese Gesellschaft und es ist auf jeden Fall angesagt, dass wir Wandel haben, wie ich ihn gerade beschrieben habe, nämlich, dass Männer auf ihre Privilegien verzichten oder darüber nachdenken. Das ist ja die Frage, wie man darauf verzichtet? Ich könnte jetzt sagen, ich spreche nicht mehr auf Panels, wo nur Männer sitzen oder ich nehme nicht jeden Auftrag an. Das ist tatsächlich auch schon passiert. Immer wenn ich eingeladen werde, frage ich zunächst einmal, worum es geht und die zweite Frage lautet dann: “Wie sieht die Diversität aus?” An der TU Hamburg habe ich es auch schon einmal geschafft, dass eine Managerin im Panel nachbesetzt wurde, da es eine Absage gab und ich nicht nur mit Männern auf dem Podium sitzen wollte. Ich sagte, bitte kümmer dich und konnte da sehr schön etwas bewegen. Neues Mann-Sein, ja natürlich, warum nicht, aber ich weiß nicht, irgendwie ist das gerade nicht dran ehrlich gesagt. [Übrigens: Mit Jeannette Gusko sprach ich ebenfalls über Feminismus. Höre Dir gerne auch noch mal die 1. Folge an].
Anne Grabs: New Work Craftsman – Was sind denn die Zutaten für eine neue Arbeitswelt?
Jörn Hendrik Ast: In jedem Fall ist der zentrale Teil der neuen Arbeitswelt, das Ablösen einer Command and Control-Struktur, die sehr produktionsgesteuert ist. Also dieses “Wir bauen ein Auto” – und dann haben wir eine ganz klare Abfolge von bestimmten Prozessen, Ebenen, Abteilungen und Bereichen und wir haben eine Hierarchie. Und das gibt es bald nicht mehr. Die Basisarbeit für Fertigung wird komplett automatisiert. Das ist ja jetzt schon weitestgehend der Fall. Die Experten und Spezialisten, die in solchen Bereichen sitzen, machen Expertenarbeit, wozu Roboter noch nicht für eine Lage sind, zum Beispiel mit Ultraschall Blech kontrollieren, um Dinge zu sehen, die sonst nicht passieren, aber das Fertigen ist ja schon automatisiert.
Der Übergang ist ganz klar in eine Projektstruktur, die ganz weit aufgefächert ist in hochkomplexe Aufgabenfelder mit internationalen Projektteams, mit unglaublich komplexen Kommunikationsrythmen und interkultureller Kommunikation. Ich arbeite gerade tatsächlichen für einen Autobauer in internationalen Teams und alleine die Unterschiede zwischen Deutschen und Schweden – hätte ich nie für möglich gehalten – sind massiv in der Kommunikation und so etwas ist nicht automatisierbar. Dafür brauchen wir andere Modelle. Wir brauchen andere Ideen, wie wir uns organisieren. So ein paar schlechte, die gerade draußen sind, zum Beispiel “Holocracy”, ein sehr schlechtes Modell meiner Meinung nach. Es funktioniert nicht. Es gibt verschiedene Formen der selbstorganisierten Arbeit. Der Urvater des Begriffs “New Work”, Frithjof Bergmann, hat diesen Begriff der neuen Arbeit und der neuen Kultur geprägt. [Im On the way to New Work – Interview, sprach er darüber, wie aus dem Frithjof der Frithjof geworden ist und sagte, es habe viel mit dem Ausprobieren zu tun. „Wichtig war, dass ich im Wald gearbeitet habe, dass ich Bäume umgesägt habe, dass ich als Bauer gearbeitet habe. Das ich sehr viele unterschiedliche Arbeiten gemacht habe – nicht mit besonderer Begabung und nicht mit besonderem Geschick“]. Er hat in der Nähe von Detroit in den Siebzigern angefangen, neue Ideen zu denken, als die Arbeiter bei General Motors gekündigt werden sollten, weil GM pleite war. Er sagte dann, lasst uns kreativer sein und nicht alle im Werk kündigen.
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