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SHIFT Podcast Folge 4: Wie viel Mut braucht Transformation, Annekathrin Otto?

Du kannst die Folge auch direkt bei iTunes oder Spotify anhören und abonnieren.

Ich spreche heute mit Annekathrin Otto über ihren SHIFT von der Arbeit im Musikbusiness zur PR Beraterin, Eventmanagerin und Coachin für Projekte und Unternehmen im Bereich Umweltschutz, Soziales und Spiritualität. Wir reden über ihre Aha-Momente und die spannende Reise ihrer Transformation. Sie erzählt von ihrem Weg in die Selbständigkeit und der Gründung ihres Kommunikationsbüros GRUEN SCHLAU & PARTNER.

© Nora Tabel – https://www.braetalon.net

Shownotes

Annekathrin Otto

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Transkript

Annekathrin Otto: Nach vier Jahren habe ich Heimweh bekommen und das kam von tief innen. Das kam richtig aus meiner Seele. Das konnte ich mit mir keine Sekunde diskutieren. Das konnte ich mit keine Sekunde länger schön reden und dann hat es noch einmal ein Jahr gedauert, bis ich dann wieder innerhalb der Firma, ich war 13 Jahre bei der gleichen Firma, nach Berlin gewechselt bin. Ich wusste, ich muss zurück nach Berlin, egal was es mich kostet auch wenn es mich meinen Job kostet. Mein Chef hat immer gesagt, Stuttgart ist Dein Platz. Ich habe ihm gesagt, ich muss zurück nach Berlin und dann konnte ich innerhalb der Firma nach Berlin wechseln. Diese vier Jahre, das höre ich immer mal, das nach vier Jahren irgendetwas mit einem passiert. Das muss irgendwas mit dem menschlichen System zu tun haben.

Anne Grabs: Bei mir waren es 4,5 Jahre in Salzburg, 3,5 Jahre in Köln.

Annekathrin Otto: Es ist immer so, dass nach vier Jahren irgendwas passiert. Bei mir war es dann wieder der große Sprung zurück nach Berlin. Ich war erst ganz emotionslos, als ich wieder zurück war. Ich habe mich über mich gewundert, warum ich keine Emotionen habe. Dann war ich hier beim Bezirksamt und habe mich wieder angemeldet. Die Frau vom Bezirksamt hat mir den Schrieb zurückgeschoben und gesagt: „Willkommen zurück.“ Und da habe ich Pipi in den Augen bekommen, kriege ich jetzt noch, werde ich jetzt noch emotional. Und da habe ich gemerkt, ok ich habe noch Emotionen, ich wusste in dem Moment, dass ist mein Zuhause, das ist Heimat. Das ist schon viel wert, dieses Gefühl von Heimat. Ich konnte mit dem Begriff Heimat immer nichts anfangen. Was soll Heimat sein? Das kann doch jeder Ort auf der Welt sein. In Stuttgart habe gemerkt, die Leute, die um mich rum waren, mein Freundeskreis, die kannten sich seit der Schule, seit der Grundschule wahrscheinlich und die Stories, die sie auf den Partys erzählt haben, waren super lustig, dieses „Weißt du noch damals?“. Dann kamen die Geschichten aus der Kindheit und das habe ich angefangen, zu vermissen, das weiß ich noch, dass ich niemanden um mich herum hatte, mit dem ich diese Weiße-noch-Momente teilen konnte.

Anne Grabs: Total ja, das kenne ich aus Österreich aus meiner Zeit da. Irgendwann war da auch der Schalter bei mir umgelegt. Und dann hatte ich Wut auf Salzburg und auf Österreich. Ich konnte das einfach nicht mehr, ich hatte einfach keinen Bock mehr weder auf diesen Dialekt, auf das Essen, auf die Leute, auf die Berge, es war alles so, lasst mich in Ruhe damit, ich muss jetzt los. Allein in Sprache äußert sich ja auch schon Kindheit. Wenn sie dann so untereinander „Weißt eh, weißt eh“ und ich dachte, nein, ich weiß es nicht, weil wir haben Gerhard Schöne in meiner Kindheit gehört und das Küsschenlied gesungen. Du musstest Dich ja auch immer wieder neu erklären und dann wurde es immer noch nicht verstanden.

Annekathrin Otto: Ja du kannst manche Dinge nicht erklären. Also es ist schon eine kostbare Zeit gewesen, denn ich habe viel gelernt. Das merke ich jetzt, wenn ich Dir das alles erzähle. Es gibt aber solche feinstoffliche Dinge, die kann man gar nicht erklären. Und vor allem, ich komme aus dem Osten, du ja auch, du hast vielleicht die gleiche Vergangenheit, du kannst den Menschen aus dem Westen nicht den Osten erklären, das geht nicht, also es ging halt um mehr um Gruppe als als um Individuum, aber das wird dann bewertet mit der Westsicht und das stimmt meiner Meinung nach nicht. Du musst es gelebt haben. Diese Ost-West Geschichte ist auch interessant, es ist auch sehr wichtig für mich, weil ich habe ich Migrationshintergrund als Hintergrund Ex-DDR-Bürgerin. Ich habe auch Rassismus gegen mich erlebt, weil ich aus der Ex-DDR komme, gesellschaftlichen Rassismus habe ich so empfunden, dieses „die Leute aus der DDR sind dumm, sie sind faul“ und die Witze, die man so gehört hat.

Anne Grabs: Also was jeder/jede, der/die aus der aus Dresden oder Sachsen kam und in den Westen ging, als erstes gemacht hat, war seinen/ihren Dialekt abzulegen oder sich abzutrainieren. Um ihn dann irgendwann nach 15 Jahren auch mal wieder mal raushängen zu lassen, gerade wenn man wieder heimgekehrt ist. Dass es sich wie Rassismus anfühlt, habe ich so noch gar nicht bewertet. Aber es hat einen schon irgendwann aggressiv gemacht, wenn man zum hundertsten Mal den Bananenwitz gehört hat.

Annekathrin Otto: Ja, man hat sich lustig gemacht. Und wenn ich damit angefangen habe, hieß es, ist doch gut Anne, ist doch jetzt vorbei, brauchen wir doch nicht mehr darüber zu sprechen. Aber ich habe manchmal einfach das Bedürfnis, darüber zu reden. Das ist auch eine Sache, die ich in Stuttgart echt vermisst habe. Richtige Gespräche zu führen, wo es um Gott und die Welt geht, wie man immer so schön sagt, also Politik und was so in der Welt passiert und so war Stuttgart gar nicht. Das habe ich dann wieder wirklich genossen, als ich wieder in Berlin war und mit meinen Freunden einfach so über über die neueste Politik gesprochen und unsere Meinung austauschen konnte.

Anne Grabs: Du warst dann also transformiert in der Heimat?

Annekathrin Otto: Ja in der Heimat. Das würde ich noch aber nicht wirklich als die große Transformation bezeichnen. Ich war dann wieder in der gleichen Firma. Nach 3 Jahren habe ich gemerkt, dass ich keine Möglichkeit sehe, mich karrieremäßig zu entwickeln. Ich werde immer auf der gleichen Ebene bleiben. Ich werde nicht weiter kommen. Ich kann ja mal sagen, was ich gemacht habe: Reiseplanung Vertragswesen, Rechnungswesen. Und was auch ganz wichtig war: Diplomatie. In dem Bereich, in dem ich gearbeitet habe, steht man immer zwischen zwei Stühlen und muss schauen, dass beide Seiten happy sind, was schwierig ist. Ich bin ein Mensch, ich kann damit Leben, wenn ich eine Anfrage habe und es kommt ein Nein. Das respektiere ich. Aber in meinem Beruf musste ich ständig aus einem Nein ein Ja machen. Das mache ich für mich nie, kaum, für in meinem Beruf musste ich ständig Leuten was aus dem Kreuz leiern, was zum Teil nicht vereinbar war. Man musste ständig um einen Gefallen bitten und Dinge möglich machen. Das war ein großer Leidensdruck für mich im Nachhinein bemerkt. Und dann wie gesagt diese Karriere-Geschichte. Ich kam da nicht weiter. Ich fühlte mich nicht ernst genommen, nicht anerkannt, ein Danke kam selten. Wenn alles gut lief, hast du nichts gehört. Wenn was schief gelaufen ist, dann war Polen offen, entschuldige die Ausdrucksweise. Ja, das war schlimm. Ich war auch an der Position, wo die Schuldfrage immer ganz wichtig war. Die wurde immer von oben durchgereicht und ich war die letzte Instanz. Sie lag dann bei mir auf dem Tisch und ich habe sie angenommen. Das habe ich erst später bemerkt, dass es das so war. Alles, was ich jetzt sage, kommt aus einem sehr reflektierten State of Mind. Zudem habe ich sehr viel gearbeitet. Das will ich so auch nicht mehr. Es gab eine Zeit in Stuttgart, da ich ich 3 Monate lang 12 Stunden jeden Tag gearbeitet. Nach drei Monaten hatte ich ein Nervenzusammenbruch. Ich konnte einfach nicht mehr und der Nervenzusammenbruch kam wegen einer Kleinigkeit. Ich bin einfach weinend zusammengebrochen. Da habe ich mir geschworen, ich mache nie wieder so etwas. Zurück in Berlin hatte ich wieder sehr viel Arbeit auf dem Tisch. Das habe ich angesprochen, aber es wurde nicht ernst genommen. Die Antwort war: „Da musst du durch. Die anderen Kollegen haben auch so viel.“

Anne Grabs: Das finde ich spannend – aus einem Nein ein Ja machen. Denn es ist ja auch die hohe Kunst des Vertriebs aus einem Nein ein Ja zu machen. Als Vertriebler muss man ja irgendwie immer aus einem Nein ein Ja machen.

Annekathrin Otto: Ich war sehr charmant. Das Gute in meiner Bereich ist, er ist sehr männerdominiert gewesen. Und ich musste nur eine Oktave tiefer gehen und ein bisschen langsamer sprechen und dann hat das alles geklappt. Und ich kann sehr charmant sein und ein bisschen flirty. Das macht mir auch Spaß. Damals habe ich das gelernt, irgendwie zu performen, abzuliefern und aus einem Nein ein Ja zu machen, damit alle happy sind.

Anne Grabs: Kannst Du heute leichter aus einem Nein ein Ja machen?

Annekathrin Otto: Ich brauche das nicht mehr. Ich mach das nicht mehr. Also jetzt mache ich PR und da muss man ja ständig fragen. Also man ja ständig was anpreisen. Zum einen stehe ich 100%-ig hinter den Dingen, die ich anpreise. Das kommt von Herzen. Ich hake einmal nach – maximal. That’s it. Ich nerv die Leute nicht. Ich will selbst auch nicht genervt werden. Ich hake einmal nach. Ich frage einmal freundlich „Wie sieht’s denn aus?“. Und auch meine Wortwahl, ich meine das habe ich früher nicht anders gemacht, aber immer sehr respektvoll.

Anne Grabs: Okay, also du bist zurück in Berlin. Du arbeitest immer noch da, Du arbeitest sehr viel und der Leidensdruck wird immer höher. Wenn ich dich richtig verstanden, war das aber nicht der einzige Leidensdruck.

Annekathrin Otto: Da kam noch eines eine große Sache noch dazu. Ich habe auf dem Weg zur Arbeit die Zeitung gelesen, gesehen, wo es auf der Welt brennt und was so alles brennt und komme dann zur Arbeit und da werden Dinge für wichtig empfunden, die in Relation zu dem, was ich vorher in der Zeitung gelesen habe, nicht wichtig sind. Das hat so ein Vakuum hergestellt, dieser Gegensatz. Da habe ich da habe ich mir erlaubt, drüber nachzudenken. Man kann ja über viele Dinge schön nicht nachdenken und da habe ich angefangen, darüber nachzudenken und mich gefragt: „Wofür gebe ich hier meine Energie, meine Lebenszeit, mein Wissen? Ich habe auch gemerkt, ich muss aus diesem Universum heraus, um zu mir selber zu kommen, um eine Entscheidung zu treffen. Denn ich hatte keine Idee, was ich machen sollte. Ich habe schlaue Bücher gehabt und gute Übungen und kam aber nie auf einen grünen Zweig. Ich wusste, ich muss da raus und wieder ich selber werden, weil, wenn Du acht Stunden von einem Gewissen Wertemaßstab umgeben bist, von dem Du schon weißt, dass es eigentlich nicht deiner ist, muss man da raus und erstmal wieder zu sich kommen. und es dauert eine Weile und dann fingen die Transformation an. Ich wurde auch mit einem Burnout diagnostiziert. Ich habe auch lange gewartet. Ich war dann bei der Psychologin und die hat auch gesagt, das weiß ich noch, sie meinte auch irgendwann: „Frau Otto wie lange wollen Sie mir eigentlich noch das Wort Aushalten sagen? Sie haben jetzt aushalten 5 Mal in einem Satz, ich übertreib jetzt mal, aber sie sagen das ständig. Sie müssen gar nichts aushalten.“ Das hat mit das erste Mal die Augen geöffnet, diese Aussage von der Psychologin. Und mir selber zu erlauben auch Stopp zu sagen und nicht alles mit mir machen zu lassen.

Ich bleibe mal bei der Psychologin, weil das war ein großer Angelpunkt. Ich musste einmal bei ihr warten, denn sie hatte noch jemanden vor mir in der Beratung. Und da lag die Happinez. Sie hatte das Happinez Magazin bei sich auszuliegen. Und da lag die Happinez Mut, die Happinez hat ja immer ein Thema pro Ausgabe und das lag die Happinez war Mut. Die hat mich angeschrien: „Anne, nimm mich in die Hand“. Die war rot. Ich weiß es noch ganz genau. Ich glaube, ich habe die auch noch. Mut brauchte ich gerade total, halt um auf der Arbeit auch mal auf den Tisch zu hauen oder halt wirklich Dinge mal zu ändern. Ich nahm sie in die Hand und fing an, zu lesen und jeder Artikel hat mich angesprochen. Auch die ganzen spirituellen Sachen. Spiritualität war vorher gar nicht in meinem Leben. Und dann hatte ich mir die ausgeborgt und habe sie inhaliert sozusagen und habe mir dann auch andere Ausgaben bestellt, alles, was mich angesprochen hat. So bin ich zur Spiritualität gekommen – über die Happinez. Ich habe dann so Sachen durchprobiert, die da drin waren und einige Dinge sind immer noch in meinem Leben.

Anne Grabs: Achtung, die Happinez ist nicht Sponsor dieser Folge.

Annekathrin Otto: Nein, nicht, Indianerehrenwort. Es ist die Wahrheit. Es war wirklich so.

Anne Grabs: Ein gutes Magazin kann einen auch maßgeblich verändern. Und es ist halt super, wenn es zu einem kommt. Ich glaube auch daran, dass die Dinge zu einem kommen, die Bücher und die Themen.

Annekathrin Otto: Absolut. So fing die große Transformation an. Und dann habe ich Hummeln im Arsch gehabt und habe eine sogenannte Tour de Friends gemacht. Sie lief parallel zu Tour de France, das hatte ich aber gar nicht auf dem Schirm. Ich bin einmal im Kreis gereist. Ich bin für einen Monat herumgereist. Ich war erst bei meiner Oma in Thorgau, dann bin ich nach München zu einer Freundin, dann nach Basel, dann nach Zürich, Konstanz, Köln, Hamburg und Berlin. Das war meine Tour, einmal im Kreis und es hat einen Monat gedauert. Jeder von diesen Freunden hat einen anderen sozialen Background, ein anderes berufliches Umfeld und sicher auch unterschiedliche Wertesysteme. Und ich habe immer so eine Art Interview geführt: „Wie siehst Du mich und was denkst Du kann ich gut?“ und habe die Ideen, die ich für meine Zukunft hatte, ihnen vorgestellt und mit ihnen besprochen. Ich hatte so fünf Punkte auf dem Zettel, 5 Ideen, was ich machen könnte und über diese Reflektion in meinem Freundeskreis, live und vor Ort und nicht übers Telefon oder per Mail, hat sich so ein Puzzle von mir zusammengesetzt, also eine Idee, wie ich von außen wahrgenommen werde. Das hat mir unheimlich geholfen und hat die Liste schrumpfen auf drei Punkte, drei Ideen, schrumpfen lassen. Und dann habe ich irgendwann gesagt, das war auch auf dem Zettel: Welt retten. Das war glaube ich die Antwort auf die Frage: „Was ist dir neben deiner Gesundheit und deiner Familie das Wichtigste? Was muss man Deiner Meinung nach als Wichtigstes tun?“ Und dann „Welt retten“ was sonst? Das war für mich total logisch. Das stand halt auf dem Zettel und dann dachte ich, Okay Anne, Alles-oder-nichts Welt retten. Also ich hatte keine Lust mehr, mich in den kleinen Teilen, irgendwie das war für mich so kleinteilig alles andere und dieses Weltretten das war mein Haken. Gut und dann ging es ganz schnell. Das war ein halber Tag. Kurz noch mal zum Hintergrund. Ich denke seit anderthalb, zwei Jahren nach und sage dann okay Welt retten ist der Haken und dann hat es einen halben Tag gedauert, maximum, bis ich meine Idee in meinem Kopf zusammengesetzt habe. Diese Gespräche mit meinen Freunden waren wichtig und die Auszeit, auch einmal einfach nicht drüber nachdenken war auch ganz wichtig.

Bis hierhin konntest Du lesen. Ab jetzt musst Du die Ohren spitzen und den Podcast anhören. Ich freue mich auf Dein Feedback zur Folge! Abonniere den Podcast und folge SHIFT auch auf Instagram @theshift_podcast.

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